Ägyptische Mythologie
Über die Jahre hinweg habe ich viele Bilder der weiblichen Seite, des Mondes und ihrer Symbole geschaffen. Doch es war eine nächtliche Reise, die mich wieder an die männliche Seite, an die Sonne, erinnerte. Meine Freundin wollte unbedingt einen Sonnenaufgang im Moor erleben, und so fuhren wir im Oktober um fünf in der Früh los, ins belgische Hochmoor. Es war kalt und düster und weil ich noch müde war, konnte ich nicht die gleiche Begeisterung teilen. Dennoch war ich gespannt und je heller es wurde, desto mehr zündete etwas in mir. Dieser Moment, als die Sonne über den Hügel kletterte, hatte etwas magisches. Um uns herum veränderte sich die Stimmung, Tiere begrüßten den Tag, es wurde wärmer und heller, die Vögel zwitscherten und der Frost funkelte und verwandelte die Landschaft.
Mir wurde plötzlich klar, dass ich diesen Moment jeden Tag bewusst erleben könnte, und gleichzeitig, dass ich diesen Moment, jeden vergangenen Tag bewusst versäumt hatte.
Somit wollte ich mich wieder mehr der Sonne widmen und sie in meiner Malerei einfließen lassen. Ein unvergesslicher Tag, den ich öfter in mir abrufe, um mich inspirieren zu lassen. Die Fotos hat meine Freundin geknipst. Es war eine ganze Fotoserie. Angelockt durch ihre Begeisterung für die Reise, wäre mir etwas sehr wertvolles entgangen, wenn ich im Bett geblieben wäre.
Horus - der Falke und Sonnengott
Der Falke spielte in der ägyptischen Mythologie eine zentrale Rolle und war vor allem mit Horus, dem Himmels- und Sonnengott, verbunden. Als majestätischer Vogel, der hoch über die Erde fliegt, symbolisierte der Falke die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Seine scharfen Augen und seine Fähigkeit, mit Geschwindigkeit und Präzision zu jagen, machten ihn zu einem Symbol für Macht, Schutz und königliche Autorität. Da das linke Auge des Horus mit dem Mond assoziiert wird, habe ich die Mondsichel mit einfließen lassen.
Horus, der oft als Falke oder mit einem Falkenkopf dargestellt wird, verkörperte den Pharao und war der Beschützer Ägyptens. Der Falke stand somit für göttliche Weisheit und die Fähigkeit, über das Irdische hinauszublicken. Durch seine Verbindung zur Sonne und zum Himmel repräsentierte er das Licht, die Klarheit und die Lebensspendende Kraft der Sonne, die täglich das Chaos besiegt und das Leben erneuert.
Besonders bekannt ist die Darstellung von Horus mit ausgebreiteten Flügeln und einer Sonnenscheibe auf dem Kopf – ein Symbol für seine Verbindung zum Sonnengott Re. Die Sonne steht für Leben und Erneuerung, und Horus symbolisiert die Macht des Himmels und der Sonne, den Zyklus von Tod und Wiedergeburt.
Horus © Christine Krahl
Ein Zoom macht deutlich, dass jeder bunte Punkt auf den Flügeln ein Edelstein ist. Der Karneol (rot), steht für das Feuer, Lapislazuli (blau) für das Wasser, Türkis (hellblau) für die Luft und Aventurin (grün) für die Erde. Ich habe einige Monate an dem Bild gemalt, mit mehreren Unterbrechungen. Es ist der klassische ägyptische Horus, der mir als Inspiration diente.
Die Sonne
Symbolisch steht sie für das Bewusstsein, für den Tag, für Optimismus, Freude, Wärme, den Solarplexus und Energie. Wer sich darin vertiefen möchte, kann auch die Tarotkarte "Die Sonne" studieren. Im Thoth Tarot steht sie für Klarheit, Lebensfreude, Erleuchtung und Wiedergeburt. Diese Qualitäten spiegeln sich in der ägyptischen Mythologie im Sonnengott Re und der Verbindung zu Horus wider. Wie Re, der täglich im Kampf das Chaos besiegt und die Welt neu belebt, ist auch "Die Sonne" eine Karte des Triumphs über Herausforderungen und des inneren Wachstums. Sie bringt Wärme, Schutz und Klarheit, wie auch der Sonnengott das Leben täglich erneuert.
Im unteren Bild habe ich deshalb die Sonne in den Mittelpunkt gestellt. Das Bild heißt „Horus Sonne“ und enthält alle wichtigen Symbole und Assoziationen. Die Federn verleihen der Sonne den Schwung und knüpfen die Verbindung zum Himmel und dem Horus Falken.
Horus Sonne © Christine Krahl
Tattoos und Symbol
Das Motiv von Horus als Falke (oft mit Sonnenscheibe und Ankh), ist ein beliebtes Tattoo-Symbol. Menschen wählen dieses Motiv, weil es Schutz, Stärke und spirituelle Erleuchtung verkörpert. Es symbolisiert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Die Sonne nahm in der ägyptischen Mythologie eine zentrale Rolle ein, da sie die Quelle allen Lebens darstellte. Re, der Sonnengott, war der Schöpfergott und Herrscher über das Universum. Die Reise der Sonne durch den Himmel, die am Morgen aufsteigt und am Abend untergeht, symbolisierte den ewigen Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt. Jede Nacht trat Re in die Unterwelt ein und kämpfte gegen die Kräfte des Chaos, um am nächsten Morgen wieder geboren zu werden.
In meiner Version geht es um Erleuchtung, die durch die Schlangenkraft im Zentrum – die Kundalini – verkörpert wird. Die Sonne symbolisiert den Solarplexus, das Auge steht für das „Dritte Auge“-Chakra. Alles ist in die Dualität eingebunden, die beide Seiten vereinen muss, um das Ganze zu sehen. Nur so kann man sich von den irdischen Abhängigkeiten befreien und wahrhaftig frei sein.
Das Auge des Re und das Auge des Horus
Das Auge des Re war das Symbol der Sonne und des Sonnengottes Re. Es steht für königliche Macht und Ordnung. Es war ein mächtiges Schutzsymbol und sollte den Träger vor Schaden bewahren. Das linke Auge von Horus, war mit dem Mond assoziiert und hatte ebenfalls eine schützende und heilende Kraft. Eine mythologische Geschichte erzählt, dass Horus in einem Kampf gegen Seth, den Gott des Chaos, sein linkes Auge verlor. Doch Thot, der Gott der Weisheit und Magie, heilte es. Dieses Auge symbolisierte daher nicht nur Schutz, sondern auch Wiederherstellung und Ganzheit.
Zusammen repräsentieren das Auge des Re (Sonne) und das Auge des Horus (Mond) das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit, Leben und Tod, Ordnung und Chaos. Diese Dualität war ein zentraler Gedanke in der ägyptischen Kosmologie und zeigt, wie die Götter über das Universum wachen und es in Harmonie halten.
In meiner Version vereinen sich fließendes (geschmolzenes) Gold für die Sonne und Lapislazuli für den Mond. Alles zusammen gleicht einer Waage, die alles in Balance hält.
Das Ankh, auch als „Schlüssel des Lebens“ bekannt, ist ein altes ägyptisches Symbol, das für ewiges Leben und die Lebensenergie steht. Es hat die Form eines Kreuzes mit einer Schlaufe und symbolisiert die Vereinigung von männlichen und weiblichen Prinzipien sowie die Verbindung zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen. Oft in den Händen von Göttern dargestellt, verkörpert es Unsterblichkeit und Schutz. Das Ankh steht zudem für Fruchtbarkeit, Gleichgewicht und die Wiedergeburt, besonders im spirituellen und jenseitigen Kontext.
Augen des Re und Horus mit Ankh und Mondphasen © Christine Krahl
In unserem Inneren fließt ein Energiekreislauf, der dem Ankh-Symbol ähnelt. Die vertikale Linie repräsentiert die aufsteigende Lebensenergie, während die horizontale Ebene die Verbindung zwischen dem physischen und dem spirituellen Bereich darstellt. Die Schlaufe symbolisiert den ewigen Fluss dieser Energie, den Kreislauf von Leben und Wiedergeburt. Dieser innere Strom kann als Ausdruck der Kundalini-Energie verstanden werden, die uns verbindet und erleuchtet, wenn wir die Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele herstellen.
Der Skarabäus – Symbol der Wiedergeburt und des Lebens
Der Skarabäus war im Alten Ägypten ein heiliges Symbol und stand für Erneuerung, Schutz und den Kreislauf von Leben und Tod. Er repräsentierte den Gott Chepre, der die Sonne täglich am Himmel aufsteigen ließ, ähnlich wie der Käfer seinen Ball aus Dung rollt, was den Zyklus der Sonne und des Lebens widerspiegelte.
Ein geflügelter Skarabäus symbolisiert nicht nur Schutz, sondern auch die Fähigkeit, über die irdische Welt hinauszugehen, hin zum Spirituellen und Himmlischen. Die Flügel stehen für Freiheit und spirituelles Wachstum.
Wasser repräsentiert in vielen Kulturen das Leben selbst, Erneuerung und Reinigung. Diese Verbindung unterstreicht den tiefen symbolischen Gehalt des Skarabäus als einen Beschützer und Erneuerer, der mit den Kräften des Lebens und der Natur im Einklang steht.
Mein Bild ist inspiriert von archäologischen Funden aus Ägypten. Im Zentrum steht der Skarabäus, der das Ankh und ausgebreitete Flügel trägt. Über ihm hält er die Sonne, die das Bewusstsein symbolisiert, während der untere Bereich für das Unterbewusstsein steht. Das Ankh verdeutlicht den ständigen Energiefluss zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, welcher den Kreislauf des Lebens, des Wissens und der Transformation aufzeigt. Die Balance zwischen diesen Ebenen ist essenziell für spirituelles Wachstum und Erkenntnis.
Bastet - Die Katzengöttin der Dualität
Bastet ist eine der bekanntesten Göttinnen des Alten Ägypten, oft in Form einer Katze oder als Frau mit einem Katzenkopf dargestellt. Sie repräsentiert Schutz, Fruchtbarkeit, Heim und Familie, aber auch Krieg und Zerstörung.
In ihrer freundlichen, "hellen" Form war sie eine Göttin der Freude, Musik und des häuslichen Schutzes. Als sanfte Beschützerin wachte sie über das Wohlbefinden der Menschen und sorgte für Harmonie. Doch Bastet hatte auch eine "dunkle" Seite. In ihrer kriegerischen Form zeigte sie eine wilde, ungezähmte Natur, die im Kampf für den Schutz Ägyptens eingesetzt wurde. Diese Dualität macht Bastet zu einer komplexen Göttin – sie vereint Sanftheit und Stärke, Licht und Dunkelheit in sich.
Links: Helle Bastet / Mitte: Hell und Dunkel vereint / Rechts: Dunkle Bastet © Christine Krahl
Die Kombination beider, verwoben mit den Farben des Regenbogens, unterstreicht die Idee, dass Licht und Dunkelheit untrennbar miteinander verbunden sind. Der Regenbogen als Symbol der Vielfalt und Harmonie zeigt, dass Gegensätze zusammenwirken, um eine vollständige und ausgewogene Realität zu erschaffen. Bastet verkörpert so den Ausgleich zwischen Schutz und Zerstörung, zwischen Harmonie und Chaos.